Die Nutzfahrzeug-Spezialisten

Seit fast sechs Jahrzehnten gibt es mit Frank Fahrzeugbau eine ganz besondere Nutzfahrzeugwerkstatt: 90 Spezialisten kümmern sich in Leipzig und Chemnitz unter anderem um Aufbauten, Motoren, Retarder und Gastankfahrzeuge.

Klaus Frank ist seit 14 Jahren Rentner und doch ist er mit Aufgaben rund um die Firma noch gut beschäftigt. „Mir macht die Arbeit immer noch Spaß, und mein Beruf ist für mich auch Berufung“, sagt der 79-jährige Seniorchef der Frank Fahrzeugbau GmbH in Markranstädt bei Leipzig. Klaus Frank arbeitet nun weniger „im“ als „am“ Unternehmen: So hat er die Niederlassung in Chemnitz geplant und in den vergangenen Jahren eine Werkstatthalle konzipiert, in der seit einigen Monaten Gastankfahrzeuge gewartet und repariert werden. Sein Sohn Andreas hat seit 1988 die Neuausrichtung und Entwicklung des Unternehmens maßgeblich vorangetrieben und ist seit 30 Jahren Geschäftsführender Gesellschafter.

Besonderheit Gastankfahrzeuge

Die 47 mal 25 Meter große Halle ist ausgestattet mit modernster Gaswarntechnik. Bei Alarm öffnen sich automatisch die Tore, die oberen Fenster werden nicht elektrisch geöffnet, sondern mit speziellen Patronen „aufgeschossen“. Gleichzeitig springt eine Lüftung an. Die Gruben sind mit einer Belüftung ausgestattet, eine Fußbodenheizung ersetzt aus Sicherheitsgründen die üblichen Gasheizgebläse an der Decke. Eine Stickstoffspülanlage entfernt Gas aus Leitungen, Pumpen und Messtechnik der Tankfahrzeuge, bevor die Monteure mit der Arbeit beginnen.

Meist sind es Kleinigkeiten wie Leckagen, die sich schnell abdichten lassen. Doch auch kompliziertere Reparaturen an Tankbehältern für tiefkalte Gase, Pumpen und Rohrleitungen erledigen die Spezialisten. Bei Verdacht auf einen Haarriss im Tank wird der Zwischenraum der doppelwandigen Behälter mit Helium beaufschlagt: Schlägt ein Messgerät außen Alarm, ist der Tank undicht und muss geschweißt werden „Es gibt nur wenige Werkstätten, die so etwas überhaupt machen“, berichtet der Senior-Chef stolz. Den Hallenneubau nutzte Frank gleich für eine sinnvolle Investition: Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach deckte im vergangenen Jahr 49 Prozent des Stromverbrauchs des gesamten Betriebs.

Die Halle ist die neueste Ausbaustufe einer jahrzehntelangen Entwicklung. Klaus Frank stammt aus einer Handwerkerfamilie, schon mit 14 Jahren steht er an der Werkbank. Doch er arbeitet sich hoch: Er holt die 10. Klasse nach, macht eine Ausbildung, besucht die Meisterschule, anschließend studiert er Maschinenbau – alles nebenbei nach der täglichen Arbeit. 1964 gründet er den Betrieb Frank Fahrzeugbau und hat einige Jahre später Glück: Das Unternehmen wird im Jahre 1972 nicht verstaatlicht, sondern bleibt privat. Fortan baut Klaus Frank alles, was es damals nicht gab. Den ersten Anhänger für Containertransporte, Schaustellerwagen, Fahrgestelle für Gastankfahrzeuge; auch die Armee war Kunde mit Feldküchen. Mehr als 1.500 Spezialfahrzeuge fertigte das Unternehmen für das Inland und den Export.

Frank Senior erinnert sich gut an die „alten Zeiten“ und heutzutage unvorstellbare Zustände: „Es gab halt keine oder nur sehr wenige Teile. Uns wurden dann beispielsweise 150 Pkw-Anhängerachsen im Jahr zugeteilt und wenn die verbaut waren, war erst mal wieder Schluss.“ Daher dauerte es mitunter sechs Jahre, bis ein Pkw-Anhänger gebaut und geliefert werden konnte. Da wundert es nicht, dass Klaus Frank und sein Sohn Andreas gleich nach der Wende die Chance sehen und mit großem Erfolg die Frank & Sohn Fahrzeugteile Leipzig GmbH gründen, die heute als Rückgrat der Unternehmensgruppe gilt.

Rund 60.000 lagervorrätige Ersatzteile für Nutzfahrzeuge werden auch an andere Werkstätten, Spediteure mit eigener Werkstatt und an strategische Großkunden verkauft. Die Teileverfügbarkeit sorgt für kurze Standzeiten. Das trägt maßgeblich zur Kundenzufriedenheit bei.

90 Mitarbeiter an zwei Standorten

1994 ziehen die Franks in eine neu gebaute, 5.200 Quadratmeter große Halle in Markranstädt am Leipziger Stadtrand um. Die riesige Halle ist unterteilt in verschiedene Bereiche: für normale Reparaturen, Motoreninstandsetzung, Fahrzeugbau. Natürlich gibt es eine HU-Prüfgrube und eine separate Waschhalle. Damals wie heute sind der Fahrzeugservice und die Lkw-Aufbauten das größte Geschäftsfeld, doch Frank erweiterte sukzessive das Leistungsangebot. 90 Mitarbeiter sind an den beiden Standorten in Leipzig und Chemnitz beschäftigt, fast alle sind spezialisiert auf ein bestimmtes Fachgebiet, erklärt der Senior-Chef: „Wir haben Experten fürs Rahmenrichten, für die Gastankfahrzeuge, für die Motoreninstandsetzung und Hydrauliksysteme. Das sind alles Spezialisten, die sich regelmäßig auf Lehrgängen weiterbilden .“

Nur Profis am Werk, ein Vorteil für Kunden mit besonderen Reparaturaufgaben. Überdurchschnittlich groß ist die Abteilung der Motoreninstandsetzer: Mit 12 Servicefahrzeugen sind die Mechatroniker meist im Feldeinsatz, um Motoren an Baumaschinen und Gerätetechnik zu reparieren. Ein Mitarbeiter ist dauerhaft am nahe gelegenen Flughafen Leipzig/Halle stationiert, mit einem eigenen kleinen Teilelager für die Flughafenfahrzeuge. Schon seit 1994 gibt es eine Kooperation mit Deutz, daher kümmern sich die Mechatroniker vor allem um Deutz-Motoren. Mit Voith kam vor einigen Jahren auch ein Retarder-Hersteller auf Frank zu . Das Ergebnis: Nun zerlegen und reparieren die Kollegen Retarder von Lkw und Bussen.

Rahmenrichten

Während manche Werkstätten höchstens noch Fahrerhäuser richten, widmen sich die Mitarbeiter bei Frank auch den schweren Fällen. Umgestürzte Silo-Fahrzeuge mit verzogenem Rahmen, durch Auffahrunfälle verschobene Achsen oder Baumaschinen, deren Anbauteile verbogen sind, Frank bringt es in wieder in Ordnung . „Die meisten Schäden lassen sich reparieren. Dank Induktionsgeräten bekommt man die entsprechenden Stellen in wenigen Sekunden rotglühend und kann sie dann relativ leicht richten“, sagt Klaus Frank. Das liegt auch am regelmäßigen Training: Josam, Hersteller von Rahmenricht- und Achsmesstechnik, veranstaltet mehrmals pro Jahr Seminare bei Frank. Ein moderner Schulungsraum bietet Platz für bis zu 20 Personen. Auch Wabco und BPW
sind regelmäßig für Coachings vor Ort.

In der Fahrzeugbauabteilung kümmern sich die Kollegen häufig um Kran- und Wechselbehälteraufbauten. Als Partner von Palfinger und Meiller hat Frank branchenübergreifend gut zu tun. Gerade steht beispielsweise ein Feuerwehrfahrzeug in der Halle, auf dessen Rahmen ein Container-Wechselsystem montiert wird. Der nötige Adapterrahmen wurde präzise gefertigt, etwa eine Woche dauert der komplette Aufbau.

Jeder Rahmen, jeder Aufbau, jedes Fahrzeug ist so individuell, dass die Konstruktionsabteilung immer wieder aufs Neue gefordert ist. Zu allen Aufbau- und Fahrgestellanpassungen werden Zeichnungsunterlagen einschließlich Nutzlast- und Standsicherheitsberechnungen erstellt.

Gutes Personal ist Mangelware

Doch wie nahezu. jeder Werkstatt fällt es auch Frank nicht leicht, gutes Personal zu finden. Mit den Werken von Porsche und BMW sind zwei große Automobilhersteller in Leipzig ansässig, die für Mechatroniker attraktive Arbeitgeber sind, zudem ist das Lohnniveau entsprechend hoch. Die Lösung: „Wir bilden den Nachwuchs kontinuierlich selbst aus und haben über die drei Lehrjahre zehn bis zwölf Azubis im Betrieb“, sagt Klaus Frank. Mechatroniker, Kaufleute, Fachkräfte für Lagerlogistik, die Ausbildungsmöglichkeiten sind vielfältig; doch selbst gute Azubis zu finden, gestaltet sich immer schwieriger.

Beim Rundgang begegnet Frank senior einem jungen Kollegen, der kürzlich Geburtstag hatte – der Seniorchef weiß das und, gratuliert; das Arbeitsklima ist gut. „Ein Kollege ist zu BMW gewechselt, kam aber nach kurzer Zeit zurück, weil es ihm bei uns besser gefallen hat“, berichtet er. Das Unternehmen ist ein Familienbetrieb und bleibt es auch: der Enkel Max von Frank senior ist Kfz-Meister und Betriebswirt, auch die Enkeltochter Lara arbeitet als gelernte  Industriekauffrau bereits mit im Unternehmen.

Was bringt die Zukunft?

Über eine schlechte Auftragslage können sich die Franks nicht beklagen, nahezu jeder Stellplatz in der Halle ist belegt, auch der Hof steht voll. Daher ist eine neue geplant, mit einem Auslieferungsraum und noch mehr Stellflächen. Strom- und Wasserversorgung liegen schon an, doch alles wird teurer, auch die Halle. „Da muss ich noch mal nachverhandeln“, sagt Unternehmenschef Klaus Frank.

Was die Zukunft bringt? Mit der neuen Gastankfahrzeug-Halle ist das Unternehmen gut aufgestellt, auch für die kommenden Brennstoffzellenfahrzeuge. Dafür steht ein eigens zum Umgang mit Wasserstoff gebauter Hallenbereich zur Verfügung. Elektroantriebe haben die Franks ebenfalls im Blick, denn Lkw oder Trailer mit E-Achsen werden künftig auch öfter freie Werkstätten ansteuern. Die Werkstatt war immer neutral, hat sich trotz vieler Anfragen und Angebote nie einem einzigen Hersteller verschrieben. Und eines ist sicher: Eine Lkw-Vertragswerkstatt wird das Unternehmen nicht werden, sagt der Senior: „Wir sind im Fahrzeugbau tätig und durch viele Spezialitäten im Trailer-Bereich, bei Schwerlastfahrzeugen, Autotransportern, Schubbodenaufliegern und als freie Lkw-Werkstatt gut aufgestellt. Das ist ein krisensicheres Geschäft.“

Im kommenden Jahr feiert Frank Fahrzeugbau 60-jähriges Jubiläum. Ob Klaus Frank dann in Rente geht? Die Arbeit wird ihm sicher immer noch Spaß machen.

Quellennachweis: NFZ-Werkstatt 1/2023 / Mathias Heerwagen, Fotos: FRANK Fahrzeugbau und Mathias Heerwagen