Mit Glück der Enteignung entgangen
Visionen, Familie und menschliche Werte: Der Markranstädter Unternehmer Klaus Frank erklärt an seinem 80. Geburtstag, was ihn so erfolgreich gemacht hat.
Markranstädt. Der Alltag ist zurückgekehrt, am Firmensitz von Frank Fahrzeugbau im Markranstädter Gewerbegebiet Frankenheim herrscht wieder Normalität. Das war vor wenigen Tagen noch anders, als sich Freunde, Geschäftspartner und Wegbegleiter hier ein Stelldichein gaben, um Klaus Frank zum 80. Geburtstag zu gratulieren. Was dem noch immer als Seniorchef aktiven Firmengründer dabei aus allen Teilen Deutschlands an Achtung und Respekt entgegengebracht wurde, war nicht weniger als die Anerkennung für ein bemerkenswertes Lebenswerk. Frank Fahrzeugbau ist heute eines der wenigen ostdeutschen Familienunternehmen, das sich auf dem Markt nicht nur etabliert hat, sondern dort auch den Ton angibt. Selten genug in Ostdeutschland, provoziert das die Frage, was einen erfolgreichen Familienbetrieb ausmacht und dessen Chef auszeichnet?
„Ich habe den Beruf des Fahrzeugschmiedes von der Pike auf gelernt“, blickt der Jubilar zurück. Weil der Vater bereits 1949 an den Folgen einer Kriegsverletzung verstorben war, musste die Mutter ihre beiden Kinder allein durchbringen. „Da lernt man schon früh, worauf es im Leben ankommt“, hat der damals Zehnjährige erfahren und meint damit Ehrlichkeit, Bodenständigkeit und Zuverlässigkeit. „Und wenn man seine Profession gefunden hat, muss man sich reinknien und etwas draus machen“, ist Klaus Frank dankbar für die Fügung, dass er 1964 den großväterlichen Wagenbaubetrieb übernehmen konnte.
Die wahre Lehrzeit aber kam erst noch. „Im täglichen Überlebenskampf zwischen fehlendem Material und staatlicher Kontrolle mussten wir immer wieder Alternativen finden“ erinnert er sich. Die Fähigkeit, solche Nischen zu entdecken, sieht der Unternehmer im Nachhinein als sein größtes Kapital. „Als uns der Neubau von Anhängern, verboten wurde, sind wir auf deren Reparatur umgeschwenkt und haben uns eben in diesem Segment profiliert.“ Mit Erfolg, denn: „Bald schon waren wir der einzige Betrieb in der DDR, der Sattelauflieger aus dem Westen reparieren konnte.“
Der dabei entstandene Bekanntheitsgrad bei westdeutschen Spediteuren habe ihm nach 1990 sehr geholfen, aber das allein hätte für den Schritt in die neue Marktwirtschaft nicht gereicht, ist Klaus Frank überzeugt. „Als ich die Menge der großen LKW sah, die da auf uns zurollte und den damit verbundenen Servicebedarf erkannte, wusste ich sofort, dass ich eine neue Vision brauche. Wir konnten nicht mitten in Leipzig bleiben, mussten raus aus der Stadt.“ Der Firmenneubau in Frankenheim habe ihm dann eine neue Erfahrung beschert . „Im Vertrauen auf die Finanzierungszusage einer Bank hatte ich all meine Ersparnisse in das Projekt gesteckt“, berichtet Klaus Frank vom „schwärzesten Tag meines Lebens“. Doch wieder einmal war es seine Lebenseinstellung, die ihn gerettet hat. „Ich bin ein Mensch, der immer zu seinem Wort steht und das wussten auch die Leute einer anderen Bank, die mir dann zur Seite stand.“ Ehrlichkeit und Vertrauen seien also auch in jener Zeit Erfolgsgaranten gewesen, als manch windige Berater aus den alten Bundesländern eben jene Eigenschaften vermissen ließen.
Man muss auf dem Boden bleiben, darf seine Wurzeln, Freunde und Partner nie vergessen.
Klaus Frank, Senior-Chef
Klaus Frank weiß, was man braucht, um Visionen erfolgreich umzusetzen. „Man muss auf dem Boden bleiben, darf seine Wurzeln, Freunde und Partner nie vergessen“, ist er überzeugt. Die Familie, die fast ausnahmslos im Unternehmen beschäftigt ist, sei dabei wichtigster Rückhalt. „Jeden Morgen frühstücken alle Franks gemeinsam in der Firma“, berichtet der Senior-Chef von einem „wichtigen Ritual“. Ein ebenso gutes Verhältnis hält er aber auch zu seinen Mitarbeitern für unabdingbar. Über 150 Lehrlinge hat das Unternehmen in den letzten 30 Jahren ausgebildet. „Von den ersten Gesellen damals arbeiten heute schon wieder deren Kinder bei uns. Da bekommt der Begriff vom Familienunternehmen doch schon eine viel größere Dimension“, berichtet Frank stolz. Im August stoßen fünf neue Auszubildende zur großen Familie des Betriebes, der 2010 mit einem Preis für vorbildliche Unternehmenskultur ausgezeichnet wurde und heute an den Standorten in Frankenheim und Chemnitz rund 100 Mitarbeiter beschäftigt.
Unter den vielen Eigenschaften, die Klaus Frank für den Erfolg seines Familienunternehmens anführt, fehlt eigentlich nur noch eine: „Etwas Glück braucht man dabei natürlich auch“, bestätigt der Senior-Chef. Das habe er jedoch schon 1972 bei der Enteignungswelle in der DDR komplett aufgebraucht. „Wie mir später bestätigt wurde, bin ich denen durch ein bürokratisches Versehen durch die Fänge gerutscht. Wer weiß, wie es sonst gekommen wäre?“
Quellennachweis: Leipziger Volkszeitung vom 11. Juli 2023, / Rainer Küster, Fotos: André Kempner